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Franz Schubert: Symphonie Nr. 9, C-Dur (D 944)

© Marco Holmer | 13.10.2007

Wiener Philharmoniker
Leitung: Riccardo Muti

Beschreibung

1. Satz

Aus der Ferne nähert sich etwas, eine Ahnung von Großartigkeit. Majestätische Größe und pure Freude strahlen, wie eine großartige Berglandschaft. Ein frischer Wind bläst durch die Berge und jagt Wolken über die Gipfel, die Bäume biegen sich. Immer wieder kommen Böen unhörbar, aber kräftig aus der Ferne über Wiesen gestreift, bis die Musik mich mitreißt. Aufsteigen und das gleiche Gefühl wie im 3D-Kino, wenn der Flug den Berg hinauf über einen Grat geht und sich plötzlich die unglaubliche Weite dahinter öffnet und man nach Luft schnappt - der Höhepunkt in dem Satz.

2. Satz

Weite, ausgedehnte Sanglichkeit. Es dominieren fließende, warme und zarte Flächen die sich aus dem Nichts öffnen. Abschnittsweise schießt eine starke Kraft jäh sich aufbäumend unhaltbar aus der Tiefe. Hingebungsvoll wird das ausgeweitet zu einem prunkvollem Zug, aber bald wird wieder zur Ruhe zurückgekehrt. Dunkel und langsam setzt sich gewichtig eine Gewißheit tief in den Bauch hinein. Die zarte Melodie kehrt zurück und entwickelt mehr Hingabe und Leidenschaft, bis die unbeherrschbare Kraft und die Zartheit ganz verschmelzen - ohne daß ich verstehe, wie das zustande gekommen ist.

3. Satz

Größte Lebendigkeit, Verspieltheit. Wie ein Fangenspiel oder eine Jagd mit ruhigeren, spielerisch-tänzerischen Abschnitten. Spontan, wechselnd zwischen wildem Spiel und Zärtlichkeit. Bilder von Rubens fallen mir ein: „Satyrn und Nymphen“. Ein sehr sanglicher Teil strahlt große Zufriedenheit und Großzügigkeit aus - ein Lied über Frieden. Rückkehr zum Vergnügen vom Anfang, sehr dynamisch.

4. Satz

Strahlende Fanfaren spannen einen Eingang auf. Ein großes Fließenlassen mit sehr verschiedenen Gesichtern, viel Kraft und Überfluß, alles wird durchdrungen vom melodischen und harmonischen Fluß, von der höchsten Kraft bis hin zum Vergehen in absoluter Ruhe. Die Kraft fließt völlig ungehindert, taucht schlagartig und punktuell auf und verschwindet wieder, ohne jede Behinderung.

Vergleich

Obige Einspielung verglichen mit Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Carlo Maria Giulini:

Die starken Unterschiede zwischen beiden Einspielungen fallen sofort auf. Die Aufnahme des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wirkt sauberer und technisch exakter. Vielleicht liegt es an der Akkustik des Aufnahmeraums oder an der Technik. Die Wiener Philharmoniker wirken etwas flächiger und verschwommener. Trotzdem ist deren Interpretation um Längen besser. Muti nimmt den vollen Schwung, läßt viele Teile bedeutend schneller und viel dynamischer spielen. Auch die Unterschiede zwischen den Lautstärken kommen ganz anders heraus. Daneben wirkt der grandiose Höhepunkt des ersten Satzes bei Guilini schlaff und wie vergessen - nicht einmal ein Hauch des Gefühls kommt bei mir im direkten Vergleich auf. Überhaupt überwiegt der Eindruck eines braven, anständig gespielten Konzerts, während es bei den Wienern eine furiose Reise ist, die nur so überquillt von Mut, Freude und Lebendigkeit.

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