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Als ich am 19. Februar 1999 anfing, im Internet ein öffentliches Tagebuch zu führen, gab es zwar schon ein paar Web-Tagebücher, aber mit Sicherheit noch kein einziges derartiges. Denn meine Herangehensweise war eine völlig neue und unterschied sich völlig vom üblichen Tagebuchschreiben mit seinem bloßen Aufnotieren täglicher Begebenheiten: Ich verfolgte mit diesem Tagebuch von vornherein den Zweck, das eigene Ich nicht nur zu beschreiben, oder die Meinungen, Erfahrungen, Selbstbeschäftigungen und Vorlieben dieses Ichs zu schildern und festzuhalten, sondern ihm den Boden unter den Füßen komplett wegzuziehen.
Daß so etwas möglich sein würde, ahnte ich schon länger, nämlich aufgrund der Erfahrungen im Bereich Selbsterkenntnis und Spiritualität, die ich in den etwa zwanzig Jahren zuvor erlebt hatte, und der Aufschlüsse, die ich dabei gewonnen hatte. Ich wußte, was das Ich ist, nämlich die Vorstellung einer getrennt existierenden Persönlichkeit mit einer aus Erinnerungen bestehenden "Geschichte" und einer aus Glaubenssätzen geformten Struktur von Überzeugungen und Selbstidentifikationen. Immer wieder hatte ich bei anderen, aber auch bei mir selbst erlebt, wie dieses Ich seine eigene Welt aus Einbildungen, Projektionen und Absicherungen erschafft, wie es sie verteidigt, wie es versucht, sie gegenüber Anfechtungen aus der Umwelt aufrechtzuerhalten, wie es sich zu erweitern und zu bestätigen sucht, welche Konflikte es erlebt, welche Triumphe es feiert (oder zumindest zu feiern versucht), wie es auf wechselnde Lebenssituationen reagiert und wie unentwegt es an seinem eigenen Mythos strickt, um aller Welt zu beweisen, wie auserlesen, liebenswert, großherzig und charmant es ist.
Dieses Wissen um die innere Struktur und Logik des Ichs (in Wahrheit ist es das genaue Gegenteil von irgendetwas Sinnvollem oder Logischem) unterschied mich von anderen Tagebuchschreibern und anderen Menschen. Ich wußte seit langem, daß mein Leben unter einem anderen Gesetz, unter einem anderen Stern stand — zu weit war ich schon von den ausgetretenen Pfaden der Mitläufergesellschaft abgewichen, zu viel hatte ich schon erlebt und gesehen, zu tief geblickt, als daß ich die übliche Auffassung davon, was der Mensch sei, noch für mich als verbindlich oder maßgebend hätte nehmen können. Nun kam das Internet, nun gab es neue Möglichkeiten, und mir war klar: Ich würde dieses Medium benutzen, um anhand einer anderen Art der Vermittlung fortzufahren mit meiner Suche nach Wahrheit und Wissen. Ich hatte Praktiken gelernt und bei mir selbst und anderen ausprobiert, die dabei halfen, tiefer zu schürfen als nur gerade unter die Oberfläche dessen, was immer so definitiv als "Person" bezeichnet wird und womit sich die meisten bis an ihr Lebensende identifizieren. Ich wußte, daß diese Praktiken auf Kommunikation beruhten — Kommunikation ist das mächtigste Instrument, das es gibt, hat man nur richtig verstanden, wie es sich einsetzen läßt und wie es funktioniert.
Kommunikation, im Sinne 'weißer', nicht 'schwarzer' Magie angewendet, kann zur Wahrheit führen. Aber nicht durch Verkünden von Meinungen oder durch Aufstellen von Behauptungen; das hat nichts mit Wahrheit zu tun, sondern dokumentiert bloß die übliche Befangenheit in der Beschränktheit des eigenen Horizonts. Sondern durch offenes, vertrauensvolles Fließenlassen und durch Mitgehen mit dem Fluß der Energie, die sich zu regen beginnt. Schon Freud hatte dieses Mittel beim sogenannten 'Freien Assoziieren' zu benutzen gewußt; er hatte herausgefunden, daß es damit möglich ist, aus dem Käfig der rationalen Selbstkontrolle zu entkommen, für einzelne kurze Momente zumindest. Letztlich ausschlaggebend ist hierbei aber, wer solche Methoden benutzt, und wieviel von sich selbst er dabei einzubringen bereit ist.
Der gewöhnliche Durchschnittsmensch bekommt es hier regelmäßig und sehr schnell mit der Angst zu tun — hat er doch jahrelang alles, was ihm peinlich und merkwürdig erschienen ist, in den Keller der Verdrängung verfrachtet, und sieht er um sich herum doch so viele Mitmenschen, die tagtäglich genau dasselbe tun — also muß es ja wohl gut und richtig, oder wenn nicht das, so wenigstens sinnvoll und vernünftig, und wenn das vielleicht auch nicht, dann wenigstens erwünscht und opportun sein. So kommt dieser Durchschnittsmensch eben nie wirklich an seine tieferen Regungen heran, sondern lebt sein ganzes Leben lang wie mit einem Korken im Flaschenhals, der alles, was ihm unliebsam erscheint (oder wovon er meint, es sei für andere unliebsam), hinunterdrückt und dort fest verschlossen hält.
Den Kampf, der nötig ist, um gegen solche Selbstunterdrückung anzugehen und ein wenig frischen Wind ins eigene Unterbewußte zu bringen, brauchte ich zum Glück nicht mehr auszukämpfen. Ich brauchte nur noch das Mittel anzuwenden, von dem ich wußte, wie effektiv und ergiebig es sein würde. Also begann ich einfach draufloszuschreiben, aber nicht in Form des üblichen selbstdarstellerischen Geplappers, sondern stets unter dem konsequenten Aspekt einer immer tiefer bohrenden Selbstbeobachtung. Es war nun, als wäre ich auf eine ergiebige Quelle gestoßen: Ich schrieb fast jeden Tag und oft sehr viel, manchmal mehrere Stunden an einem Stück — man könnte sogar genauer sagen: "es" schrieb.
Denn dadurch, daß ich öffentlich schrieb, schrieb ich völlig anders als früher. (Schon Jahrzehnte vor den sogenannten "Bloggern" hatte ich so etwas wie "Logbücher" geschrieben; damals aber noch im traditionellen Stil, bei dem das Tagebuch die Rolle eines Seelenvertrauten annimmt. Und eben heimlich. Aber alles Heimliche tut der Seele nicht gut, sondern vergiftet sie langsam und unmerklich, erweckt Gewissenskonflikte, Schuldgefühle, bindet ohne Ende an Scham und Reue, verkrümmt das Rückgrat durch Minderwertigkeitsängste und peinlichen Selbstvorwurf). Nun jedoch stellte sich die Erfahrung ein, daß dieses andere Schreiben mich frei machte, nämlich indem dieses Ich, das ins Visier genommen war, öffentlich gemacht wurde.
Schon eine Zeit vorher hatte ich gelernt: Alle Gespenster, auf die das Licht des Tages fällt, alle vom hellen Sonnenlicht getroffenen Gespenster, sie können nur noch die Flucht ergreifen. Wenn es ein Allheilmittel gibt — und in diesem Fall ist das mit dem Allheilmittel sogar wahr und trifft zu —, dann ist es Bewußtheit, und Bewußtheit ist nicht nur die eigene Aufmerksamkeit, sondern die Aufmerksamkeit aller, also die uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Auf diese Weise wirkte die Aufmerksamkeit wie ein Radierer: Alles, was aus dem Fluß der Energie entstand und der Bewußtheit ausgesetzt wurde, würde sich verändern; alles, was falsch war, nämlich Lüge, Täuschung, Einbildung, würde von selbst verschwinden wie der Schatten der Nacht, und alles, was echt und wirklich war, würde bleiben und sogar stärker werden. Das Natürliche an mir würde florieren, weil es sich nicht mehr schamvoll zu verstecken brauchte, sondern sich im Angesicht aller stolz und unverfälscht zeigen konnte.
Man muß natürlich den Mut haben, so etwas anderen zuzumuten. Manchmal taten mir meine Leser leid, daß sie all das lesen mußten, was da aus mir herauskam. Aber viele von ihnen verstanden den Prozeß, der hier am Werk war, und erlebten seinen Sinn und Nutzen sozusagen "live" mit. Manche von ihnen fingen sogar selbst zu schreiben an, weil sie die eigene Erfahrung machen wollten, wie befreiend und erlösend so etwas ist.
Ich sagte gerade: Sie "mußten" das lesen. Hatten sie die Wahl, das zu lesen? Offenbar nicht, sondern es zog sie wie magisch mit hinein. Viele schrieben mir, sie hätten mit Erstaunen feststellen müssen, daß das, was ich schrieb, so klang, als würden sie selbst beschrieben, ja, als wären sie selbst es, die das geschrieben hätten.
Der erste Teil meines Logbuches "Sei nie wieder derselbe" stellt so etwas wie das Anfangsfanal meiner mehrjährigen Veröffentlichungsaktivitäten im Web dar. Da ist noch alles roh, ungeschliffen, manchmal auch naiv, dadurch aber oft auch kurios und sehr persönlich. "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne" — an diesen Ausspruch denke ich oft, wenn ich an die Reihe meiner Schriften denke und dann dieses erste Logbuch zur Hand nehme. Die Unbefangenheit, mit der ich damals schrieb, die Begeisterung, mit der ich mich einbrachte und jeden Tag auf neue Entdeckungsreise ging, so als sei die Welt an jedem Morgen etwas wunderbar Neues und Überraschendes — all das wirkt heute auf mich sehr rührend in seiner Zartheit und Unbekümmertheit, und es ist dieser Geist des Neuanfangs, der so inspirierend und vertrauenerweckend ist wie nichts anderes.
Ich konnte damals ja noch nicht wissen, wie es weitergehen würde. Noch Jahre würde ich weiterschreiben und nicht wissen, ob es jemals ein Ergebnis dieses ganzen Projekts geben würde — oder ob es nur eine fixe Idee, eine naive Hoffnung gewesen sein würde. Kann sich einer von seinem eigenen Ich befreien? Kann er tatsächlich, indem er sein Ich, sein Denken, seine Sprache auf sich selbst ansetzt, von ebendiesem Ich loskommen, es überwinden, es hinter sich lassen? Kommt wirklich irgendwann so ein Punkt, an dem die falsche Identität losläßt und von einem abfällt, und wo etwas anderes, Größeres hervorbricht?
Im nachhinein hat es sich erwiesen, daß ich genau das Richtige getan habe. Und jeder einzelne Tageseintrag ist gut, richtig, ja, auch notwendig gewesen. Alle Zweifel, ob mein Vorgehen berechtigt war, erwiesen sich im nachhinein als völlig unnötig und überflüssig. Mein Zutrauen hatte mich mit Recht bestärkt gegenüber allen aufkommenden inneren und äußeren Kritiken und Anfechtungen. Jeder Schritt war ein Schritt in die richtige Richtung gewesen; ein Schritt zu mir selbst, hin zu dem, was jenseits dieses kleinen, dummen und beschränkten "Ichs" liegt, und was all diesen Aufwand der Suche und der Bemühung nicht nur lohnt, sondern tausendfach zurückzahlt.
Es ist wichtig, auch anderen zu zeigen, daß so etwas möglich ist, daß man das machen kann, und daß es nicht nur gut, sondern notwendig ist, das zu machen. So gesehen ist dieses Buch sein eigener Beweis. Und steht damit allein und einzigartig in einer ganzen Landschaft aus unzählig vielen andersartigen Büchern da — allein, und gerade deshalb so stark wie kaum ein anderes.
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"Wer bin ich?" — Das ist die klassische Frage der Selbsterkenntnis. Dieses Tagebuch beschreibt solch ein Ich, beschreibt alles, was dem Ich auffällt und einfällt, und die — nur auf den ersten Blick — kuriose Erfahrung dabei ist: Das Ich verändert sich, gerät ins Wanken, löst sich auf. Denn das Ich besteht aus nichts anderem als aus Gedanken, Konzepten, Erinnerungen. Der Vorgang, hier das Licht der Gewahrwerdung mit hereinzubringen, erfordert Mut. Aber er lohnt sich.
Dieses Buch kann jedem, der herausfinden will, was er jenseits seiner falschen Vorstellungen von sich selbst ist, als hilfreiches Beispiel und als Mutmacher dienen.
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