Das Ego päppeln oder zerstören
Der Durchschnittsmensch arbeitet an seiner eigenen Grandiosität. Das gilt, selbst wenn es absurd klingt, auch für Leute, die sich als Opfer fühlen und sich vernachlässigt vorkommen. Es gibt
- das Ego der Erfolgreichen,
- das Ego der Möchtegern-Erfolgreichen und
- das Ego der Erfolglosen.
Echte Selbsterkenntnis hinterfragt das Ego, und das kann nur zu seiner Zerstörung führen, denn es handelt sich um eine Illusion, und jede näher untersuchte Illusion verpufft. Eben das aber ist es, was die drei obengenannten Ego-Typen auf keinen Fall wollen. Sie empfinden Schwächung ihres Egos als Schmach, als Affront, als Beleidigung. Genau so verhalten sie sich dann zu ihren Mitmenschen: Die Mitmenschen sind dazu da, sie — heißt: ihr Ego, ihr falsches Selbstbild — zu bestärken und zu unterstützen. Wer das nicht tut, wird zum Feind erklärt und/oder gemieden.
Der Durchschnittsmensch setzt sein Ego mit Würde und Respekt gleich. (Die Würde des Menschen ist unantastbar → Die Würde meines Egos und der Respekt davor dürfen nicht angetastet werden. Wer dies dennoch tut, macht sich eines Vergehens schuldig. Dieses Vergehen zieht Bestrafung nach sich.)
Menschen, die mit einer Selbsterkenntnis-Aktivität Kontakt bekommen, erfahren unweigerlich eine Schwächung ihres Egos. Sie verwechseln das dann oft mit einer generellen Schwächung. In Wirklichkeit wird ihre falsche Persönlichkeit geschwächt, aber ihr Sein bzw. ihr Wesenskern wird gestärkt. Sie werden echter, ehrlicher und authentischer. Ihr Ego kann aber mit dieser Art Veränderung nichts anfangen, sondern gibt sich Mühe, sie als Erniedrigung zu deuten.
— Gerd-Lothar Reschke 15.09.2019 16:14