====== Gewissen ====== Nach einem falschen Alltagsverständnis wird das Gewissen als Resultat [[moral]]ischer Prägungen betrachtet. Man habe ein „schlechtes Gewissen“, wenn man entgegen dieser [[Konditionierung]] handele, und ein „gutes Gewissen“, wenn man mit ihr in seinem Verhalten konform gehe. Nach diesem irreführenden Verständnis gibt es keine innere Instanz, die dem Menschen ohne äußeren Einfluß mitteilt, was für ihn gut, stimmig und richtig ist. Genau das ist aber das Gewissen: eine **ursprüngliche innere Instanz, die unabhängig von allem Äußeren ist.** Ein Mensch mit Gewissen weiß, was er zu tun hat, und er tut es auch. Entscheidend ist hierbei, daß die Stimme des Gewissens auch dann **überwiegt**, wenn die Handlung schmerzhaft, schamvoll, peinlich und/oder völlig entgegengesetzt zu allen äußeren Maßstäben und zu den Erwartungen anderer ist. Gewissen kann daher auch etwas sehr Unangenehmes sein und steht daher in keinerlei Verbindungen zu den instinktiven oder emotionalen Wünschen des Menschen. Hedonistische Menschen, die immer nur danach gehen, was ihnen gerade als angenehm und bequem erscheint, leiden unter „Gewissenlosigkeit“ (auch wenn das ein Leiden ist, dessen sie sich meistens gar nicht gewahr sind; jedoch entgehen ihnen dann zwangsläufig die meisten tieferen Erfahrungen und Einsichten). Gewissen läßt sich nicht besser beschreiben als mit der Aussage [[Gurdjieff]]s: Gewissen bedeutet, daß man „alles zugleich“ fühlt. Gewissen ist daher wie ein Schmelztiegel, in dem die Einheit des Menschen angesprochen wird statt seine innere Gespaltenheit (die vielen [[Innerer Dialog|widerstreitenden inneren Ichs]]). Siehe auch: * [[Umgang mit Alltagsmenschen unter dem Aspekt des Gewissens]] * [[Scham]] * [[Reue]] * [[Fühlen]] {{tag>Begriffe Selbsterkenntnis}}