Karl Philip Moritz: Anton Reiser
© Gerd-Lothar Reschke | ab 30.12.2018
(In Arbeit.)
Erschienen: 1785-1790 in Berlin
Präzise psychologische Schilderung einer Demütigung
Anton Reiser ist ein autobiographischer Roman von Karl Philip Moritz, eines Zeitgenossen von Johann Wolfgang von Goethe. Die hervorstechende Qualität dieses Werks liegt in der hohen Genauigkeit der psychologischen Schilderung der Erlebnisse der Hauptfigur. Diese ist alles andere als ein "Held" (oder "Romanheld"), da der gesamte Ablauf der Geschehnisse nichts anderes ist als eine fortlaufende und ununterbrochene Demütigung und Erniedrigung. Strafen, Beschämungen, Entwürdigungen und jede andere Art von Herabsetzungen machen die Handlung aus.
All das beschreibt der Autor mit einer bis dahin völlig ungewöhnlichen Detailschärfe, die bis ins innerste Erleben der Hauptperson reicht.
Der Roman ist daher seiner Zeit weit voraus. Nicht nur der Epoche der Klassik, der er chronologisch zugehört, sondern genauso der Romantik, und in seiner geradezu wissenschaftlich exakten Betrachtungsweise wohl auch den darauffolgenden Literaturgattungen von Realismus und Naturalismus.