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Prinzip der Bezahlung
Wertschätzung und Bezahlung
Das Prinzip der Bezahlung bezieht sich auf den inneren Zusammenhang zwischen Sich-Einbringen und Wertschätzung; es erklärt, woher die Erfahrung von Qualität kommt. Dabei ist die übliche Trennung zwischen sogenannten „materiellen Dingen“, Arbeits- und Dienstleistungen, eigenen Fähigkeiten und Erkenntnissen oder der Erfahrung von Liebe nur eine scheinbare.
Der Kauf hochwertiger Gegenstände
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zuviel zu zahlen, aber es ist noch schlechter, zuwenig zu zahlen. Wenn wir zuviel bezahlen, verlieren wir etwas Geld, das ist alles. Wenn wir dagegen zu wenig bezahlen, verlieren wir manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen wir das niedrigste Angebot an, müssen wir für das Risiko, das wir eingehen, etwas hinzurechnen. Wenn wir das tun, dann haben wir auch genug Geld, etwas Besseres zu bezahlen.
John Ruskin, engl. Sozialreformer (1819-1900)
Beim Erwerben eines hochwertigen Gegenstands entsteht ein Kreislauf: Zuerst wählt der Käufer sorgfältig aus. Schon an dieser Stelle entsteht ein anderer Bezug zur Ware, da der Käufer sich eingehender mit ihr auseinandersetzt. Er wählt die Ware ganz bewußt aus und entschließt sich zu dem Kauf. Das beansprucht auch entsprechend Zeit, weil eine echte Entscheidung dahintersteht. Der Preis wiederum reflektiert den vom Herstellenden investierten Aufwand. Bei besonders aufwendig gefertigten Produkten, die z.B. ein hohes Maß an Forschung, Vorbereitung, individueller Handarbeit und aufgewendeter Zeit in Anspruch genommen haben, wird auch der Preis entsprechend höher sein. Noch dazu steht hinter einem qualitativ hochwertigen Gegenstand echtes Können und Wissen in Handarbeit und Handwerk, das oft seit Generationen weitergegeben wurde. Hinter dem Gegenstand steht eine Lebendigkeit, welche ein Massenprodukt niemals haben kann.
Durch den höheren Preis und die bewußte Entscheidung zur Bezahlung wird der Käufer immer auch an den Wert seiner eigenen Arbeitskraft erinnert, mit der er sich die Mittel zum Kauf erarbeitet hat. Diesen Wert kann er sich nun selbst zurückgeben. Dadurch wird der Gegenstand höher wertgeschätzt und die eigene Teilhabe am Leben rückt ins Bewußtsein. Es findet keine Übervorteilung statt, sondern ein Tausch auf gleicher Ebene. Hierdurch bleibt ein weiteres ungeschriebenes Prinzip oder Gesetz, nämlich das der Fairneß und des Respekts, gewahrt.
Andernfalls würde es sich um Ausbeutung der Arbeitskraft und damit wiederum um eine Entwürdigung und Entwertung handeln, die sich nachteilig auf die Qualitätserfahrung des Käufers mit dem betreffenden Gegenstand auswirken würde. Er hätte sich zwar scheinbar einen Vorteil verschafft, in Wirklichkeit hat er sich im selben Moment um seine eigene Qualitätserfahrung betrogen. Die Erinnerung, die ihm bleibt, ist die von Entwertung, und jedesmal, wenn er den Gegenstand vor sich sieht, wird diese Erinnerung von neuem aktiviert. Statt sich selbst belohnt zu haben, hat er sich also genaugenommen bestraft.
Auch ein Dieb wird sich immer als Dieb fühlen. Hier wirkt ein unsichtbarer Zusammenhang, eben das genannte Prinzip der Bezahlung, und dieses ist durch nichts auszutricksen oder vergessen zu machen.
Arbeits- und Dienstleistungen, Angestelltenverhältnisse
Alles, was hier über den Kauf von Produkten gesagt wurde, gilt analog auch für Arbeits- und Dienstleistungen sowie für die Gehälter von Angestellten. Die Bezahlung einer Arbeitsleistung steht auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Respekt für denjenigen, der eine Leistung erbringt, und wird entsprechend auch vom Arbeitenden bzw. Dienstleistenden in seinem Selbstverständnis und Selbstrespekt empfunden.
Im heutigen Alltagsleben wird unter dem Einfluß linker bzw. sozialistischer Ideologie nicht selten von „Ausbeutung“ gesprochen. Die Verantwortung für geringe Bezahlung wird dann einseitig dem Arbeitgeber zugeschoben, und entsprechend stark wächst das Gefühl der Empörung über angebliche Benachteiligung und Erniedrigung. Vergessen wird hierbei, daß der Arbeitnehmer genauso verantwortlich ist und nicht gezwungen ist, die Arbeit auszuführen. Viele sind aber nicht bereit, die Unsicherheit und Unbequemlichkeit eines Wechsels ihrer Tätigkeit auf sich zu nehmen, sondern verharren in der unbefriedigenden Situation und kultivieren lieber ihren Groll. Linke Parteien beziehen einer Großteil ihrer Wählerschaft aus einer derartigen Klientel.
Übernimmt der Arbeitleistende selbst die Verantwortung, wird er sich auf dem Markt der Stellenangebote nicht nur genau umschauen und seinen Wert dort plazieren, sondern wird bei Gehaltsverhandlungen entsprechend energisch sein berechtigtes Eigeninteresse vertreten.
Die Wahrung des Eigeninteresses
In einer moralisierenden Gesellschaft ist die konsequente Wahrung des Eigeninteresses verpönt und wird als „Egoismus“ und „Rücksichtslosigkeit“ verdammt. Hiermit wird das Prinzip der Bezahlung konterkariert und führt zur Benachteiligung und Übervorteilung. Verzicht auf Eigeninteresse, wie er im aktuell so populären „Gutmenschentum“ grassiert, verzerrt die Bedingungen in einer ansonsten ausbalancierten, gesunden Gemeinschaftskultur.
Mißverständnis von äußerer Quantität statt innerer Qualität
Das Prinzip der Bezahlung steht in Kontrast zu dem im heutigen Zeitgeist so tief verankerten „Schnäppchenprinzip“, welches vorgibt, möglichst viele persönliche Vorteile für möglichst wenig Aufwand herauszuschlagen. Diese Sichtweise baut im Grunde auf persönliche Bereicherung und Ausnutzen anderer auf. Das Ergebnis ist Mittelmäßigkeit, Überdruß und Selbstverachtung bei dem, der so einer Auffassung folgt. Dieser Denkweise liegt nämlich eine irrige Sicht zugrunde, bei der es auf Quantität, auf Schein und Äußerlichkeit ankommt.
Dagegen transportiert Hochwertigkeit und Einsatz die eigentliche innere Qualität, die Verbindung mit dem eigenen Empfinden und dem eigenen Leben.
Eigenes Einbringen
Das Prinzip gilt ebenso für eigene Handlungen und Verrichtungen. Wer sich einer Sache widmet, sie bis zum Ende verfolgt und alle seine Kräfte aufwendet, wird dadurch erst eine Erfüllung erleben, die durch nichts anderes erworben werden kann. Es ist wie ein Geheimnis, das jeder nur für sich selbst entdecken kann.
Auch neue Erkenntnisse und Fähigkeiten können in der Regel erst dann erworben werden, wenn alte Gewohnheiten und Vorstellungen aufgegeben werden. Auch das ist Bezahlung.
Reichtum
Das bessere Verständnis des Prinzips wirkt auf das ganze Sein eines Menschen: Dadurch, daß engstirnige Konzepte und Gewohnheiten, hinter denen Angst und Gier stecken, geopfert werden, wird die eigene Lebenskraft wiederbelebt. Genau das aber ist es, was die eigentliche Bedeutung des Wortes „Reichtum“ ausmacht. Wo das volle Potential der eigenen Kräfte und Möglichkeiten zum Fließen kommt und sich ausdrücken kann, entsteht ein sich verstärkender Austausch mit dem Ganzen. Hier entschlüsselt sich das tiefere Geheimnis des bedeutungsvollen Satzes:
Nur was du gibst, behältst du. Was du hingegen zu behalten versuchst, verlierst du, oder es kehrt sich sogar gegen dich und vergiftet dich.
Deshalb entsteht Liebe nur durch Geben und nicht durch Behalten- und Festhaltenwollen.
— Götz Vollweiler, Marco Holmer, Sina Holmer, GLR, 28.10.2008, 26.11.2008
— Gerd-Lothar Reschke 14.12.2018 17:37
— Gerd-Lothar Reschke 20.09.2019 08:17 (PdB auch bei Arbeitsleistungen und Diensterhältnissen)