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Ramana Maharshi: Gespräche des Weisen - Das Selbst

Reines Sein

Vergleiche als Beschreibung des Unterschieds zwischen Selbst und Ich

S. 503:

Es gibt einen dauerhaften Zustand, in dem Wachen, Traum und Tiefschlaf wie Schemen anmuten. Sie sind wie Bilder, die in einem Film über die Leinwand flimmern. Jeder sieht die Leinwand so gut wie die Bilder, ignoriert sie aber und hält sich an die Bilder. Der jnani dagegen beachtet die Leinwand, nicht die Bilder. Diese flimmern zwar über die Leinwand, beeinflussen sie aber nicht. Die Leinwand selbst bewegt sich nicht; sie bildet die feste Grundlage.

Ähnlich ist es mit dem Reisenden, der denkt, daß er sich fortbewegt. Genau besehen sitzt er ruhig auf seinem Platz; es ist der Zug, der ihn weiterbringt. Der Reisende überträgt nur die Bewegungen des Zuges auf sich selbst, weil er sich mit dem Körper identifiziert.


S. 505:

Das, was ohne Unterbrechung fortbesteht, ist unsterblich, das, was nicht andauert, ist vergänglich. So ist also der Zustand des Seins bleibend, Körper und Welt dagegen sind es nicht. Sie sind flüchtige Phänomene, die über die Leinwand des Seins-Bewußtseins gleiten, das ewig und unveränderlich ist.


S. 57:

Sehen Sie, das Selbst ist einfach Sein; es braucht nicht dies oder jenes zu sein. Es ist einfach Sein. Sei — und das Nichtwissen ist zu Ende. Forschen Sie nach, wem das Nichtwissen zugehört! Das „ich“ steigt auf, wenn Sie aus dem Schlaf erwachen. Im Tiefschlaf behaupten Sie nicht, daß Sie schlafen, noch daß Sie im Begriff seien, zu erwachen oder daß Sie lange geschlafen hätten, und trotzdem sind Sie vorhanden. Nur im Wachen sagen Sie, daß Sie geschlafen hätten; Ihr Wachsein schließt also den Schlaf mit ein. Verwirklichen Sie Ihr reines Sein! Erlauben Sie sich keine Verwechslung mit dem Körper; dieser ist nur das Ergebnis der Gedanken. Dann werden die Gedanken wie gewöhnlich spielen, Sie aber werden davon nicht mehr berührt. Sie hatten nichts mit dem Körper zu tun, als er schlief; so könnte es immer sein.


S. 414:

Um etwas zu sehen sind Augen und Geist nötig. Das ist die indirekte Erfahrung, während der Seher direkt erfahren wird. Er allein wird unmittelbar wahrgenommen, alle anderen Wahrnehmungen sind Erkenntnisse aus zweiter Hand. Die gegenwärtige Identifizierung mit dem Körper ist jedoch so tief verwurzelt, daß das Erschaute für die unmittelbare Wahrnehmung gehalten wird, der Seher selbst aber nicht.


S. 348:

Ein Mensch wacht auf und stellt fest, daß er geschlafen hat. Warum konnte er diese Feststellung nicht auch während des Schlafes treffen? Nun, weil er, solange er in seinem Selbst versunken ist, so wenig sprechen kann wie ein Taucher, der sich unter Wasser befindet. Erst wenn dieser den gesuchten Gegenstand vom Grund heraufgeholt hat, ist er wieder in der Lage zu sprechen. Eine einfache Erklärung.


Die Suche nach dem Selbst

S. 58/59:

M:   Das Ich-Ich 1) ist immer da; es gibt nichts zu erkennen. Es ist keine neue Erkenntnis, die erworben werden müßte. Was neu und nicht immer gegenwärtig ist, verschwindet auch wieder; das Ich(-Ich) 2) ist immer da. […]

Fr:   Wir sehen aber trotz aller Bemühungen keinerlei Fortschritt.

M:   Von Fortschritt kann man nur bei Dingen reden, die neu erlangt werden müssen, während es hier um das Beseitigen des Nichtwissens geht und nicht um den Erwerb von Wissen. Was für einen Fortschritt könnte man auf der Suche nach dem Selbst erwarten?


S. 213:

Fr:   Wir wissen, daß sich das Selbst jenseits des „ich“-Gedankens befindet, aber unser Wissen ist nur theoretisch. Wir haben das nicht erfahren. Welche praktischen Möglichkeiten gibt es für uns, das Selbst zu verwirklichen?

M:   Verwirklichung ist nichts, was neu erworben werden müßte. Sie ist bereits da. Alles, was nottut, ist, den Gedanken loszuwerden, daß Sie nicht verwirklicht seien.

Fr:   Dann braucht man es gar nicht zu versuchen.

M:   Nein. Stille im Geist, innerer Friede ist bereits Verwirklichung. Es gibt keinen Augenblick, in dem das Selbst nicht existierte.

Solange sich Zweifel melden, muß man versuchen, sie loszuwerden. Sie sind die Folge der Identifizierung des Selbst mit dem Nicht-Selbst. Verschwindet das Nicht-Selbst, bleibt das Selbst allein zurück. Um irgendwo Raum zu schaffen, genügt es, Gegenstände, die im Wege stehen, zu entfernen. Es ist nicht nötig, neuen Raum hinzuzufügen. Die Abwesenheit von Gedanken bedeutet nicht Leere. Jemand muß da sein, um diese Leere zu erkennen. Wissen und Nichtwissen gehören dem Geist an; sie sind aus der Dualität geboren. Das Selbst aber befindet sich jenseits von Wissen und Nichtwissen. Es ist selbst Licht. Das Selbst braucht nicht von einem anderen Selbst gesehen zu werden; es gibt keine zwei Selbste. Was nicht das Selbst ist, gehört dem Nicht-Selbst an, und dieses kann das Selbst nicht erkennen. Das Selbst hört und sieht nicht. Es befindet sich als Reines Bewußtsein jenseits von all dem.


S. 507:

Eine Frau vermißte ihre Halskette. Sie suchte überall nach ihr, aber niemand hatte sie gesehen. Schließlich machte eine Freundin sie darauf aufmerksam, daß sie selbst die vermißte Kette am Hals trüge. Wie glücklich sie war! Fragte aber später jemand nach der verlorenen Kette, antwortete sie: „Ja, ich habe sie wiedergefunden.“

Wie ist es nun — hatte sie die Halskette überhaupt verloren? Nicht anders geht es uns. Wir bilden uns ein, wir würden das Selbst irgendwann verwirklichen, obgleich wir niemals etwas anderes sind als das Selbst.


S.133

Es gibt kein größeres Mysterium als dieses: Daß wir, die wir die wahre Wirklichkeit sind, sie erreichen wollen. Wir bilden uns ein, daß es etwas gäbe, das unsere Wirklichkeit vor uns verbirgt, und daß diese zerstört werden müsse, bevor wir die Wirklichkeit gewinnen können.


S.165

F: Bei der Suche nach dem Ursprung der Gedanken werde ich eines „ich“ gewahr. Es befriedigt mich aber nicht.

M: Richtig, weil sie diese „Ich“-Wahrnehmung mit einer Form verbinden, wahrscheinlich der Körperform. Mit dem reinen Selbst kann nichts verbunden werden. Das Selbst ist die mit nichts verbundene reine Wirklichkeit, in deren Licht der Körper, das „ich“ und alles übrige erscheinen. Wenn Sie alle Gedanken gestillt haben, bleibt nur das Reine Bewußtsein übrig. Dieses reine Ich-Ich erscheint, wenn Sie eben aus dem Schlaf erwachen, bevor Sie die Welt gewahren. Halten Sie es fest, ohne wieder einzuschlafen und ohne irgendwelchen Gedanken zu erlauben, von Ihnen Besitz zu ergreifen. Wird das festgehalten, dann macht es nichts mehr aus, ob man die Welt sieht, denn dann bleibt der Seher von den Erscheinungen unberührt.


S.133

Verwirklichung ist nur der Verlust des „ich“; zerstören Sie es, indem Sie sein Wesen zu erkennen versuchen. Da das „ich“ keine selbstständige Wesenheit ist, verschwindet es durch diesen Vorgang automatisch, und die wahre Wirklichkeit erscheint von selbst. Das ist die direkte Methode; alle anderen Methoden halten dagegen am „ich“ fest. Sie versuchen, die vielen Fragen zu beantworten, die laufend auftauchen, und die Lösung der ewigen Frage wird bis zuletzt verschoben. In dieser Methode ist die letzte Frage die einzige, die überhaupt gestellt wird, und sie wird an den Anfang gesetzt.


S.454

Sie wissen, daß Sie sind. Zu keinem Zeitpunkt können Sie Ihre Existenz in Abrede stellen, denn um das zu tun, müssen Sie existieren. Dieses Existieren, dieses Reine Sein, ist gemeint, wenn vom Stillwerden des Geistes die Rede ist.


S.454

F: Wie entsteht Nichtwissen?

M: Tatsächlich kann es so etwas wie Nichtwissen gar nicht geben. Jeder ist letztlich die Erkenntnis selbst; er merkt es nur nicht. Wenn das Nichtwissen beseitigt ist, kommt die Weisheit, die immer vorhanden ist, zum Vorschein. Es geht mit ihr wie mit der Perlenkette, die man irrtümlicherweise verloren zu haben glaubte, oder wie mit dem zehnten Toren, der ertrunken zu sein schien, weil alle sich selbst beim Zählen ausließen.


S.209

F: Gott ist in allem, in allen Objekten, die wir um uns sehen. Es heißt, wir müßten Gott in ihnen allen anschauen.

M: Gott ist in allem - und in dem, der alles sieht. Dort muß man Ihn suchen. Er kann nicht außen gefunden werden. Um Objekte suchen zu können, braucht man den Geist. Sich in ihnen Gott vorzustellen, ist ein geistiger Vorgang. Er findet aber nicht auf der Ebene der Wirklichkeit statt. Nur das innere Reine Bewußtsein wird, wenn es frei ist vom Geist, als Gott empfunden.


S.198

F: Sollen wir uns still verhalten?

M: Probleme berühren den nicht mehr, der die Verwirrung des Denkens hinter sich gelassen hat.

F: Ihre Feststellungen laufen darauf hinaus, die Suche zu beenden.

M: Wenn die Suche nach dem Selbst aufhört, tritt an deren Stelle die Suche nach der Welt. Widmen Sie sich der Suche nach dem Selbst, dann wird das Nicht-Selbst verschwinden und das Selbst übrigbleiben. Das ist die Selbstergründung des Selbst. Der eine Ausdruck „Selbst“ ist gleichbedeutend mit Geist, Körper, Mensch, Individuum, dem Höchsten und allem anderen.

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= Selbst
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begriffswegweiser_ramana_maharshi_das_selbst.txt · Zuletzt geändert: 25.12.2024-09:10 von gerdlothar

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