Feldenkrais-Therapie

Das "Feldenkrais-Prinzip"

Eine weitverbreitete Angewohnheit beim Ausführen von Körperübungen läuft auf das Überwinden von Körperbarrieren bei Schmerzen hinaus. Beispiel: Bei Rückenschmerzen, etwa im Nacken, wird versucht, den Bewegungsbereich gerade an den Stellen, wo Widerstände auftreten, willentlich zu erweitern, was wiederum dazu führt, daß bestimmte „Schmerzpunkte“ aufgesucht werden und dann speziell dort weiterzumachen versucht wird. Das kann zu einer richtigen Manie werden (von der viele leistungs- und willensorientierte Sportler heimgesucht werden, weil es ihrem Denken entgegenkommt). Man bildet sich ein, durch wiederholtes Aufsuchen und Überwinden dieser Körperwiderstände könnten diese nach und nach beseitigt werden (dies wird dann als „Training“ verstanden).

Die Herangehensweise, die Feldenkrais lehrte, ist davon völlig verschieden, den meisten aber völlig unbekannt. Bei ihr geht es darum, gerade die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit der freien Bewegung zu suchen und Schmerzauslöser konsequent zu meiden. Es geschieht kein Ankämpfen gegen den eigenen Körper, sondern die Aufmerksamkeit liegt stets auf der Freude und Leichtigkeit der Bewegung.

Verständnishintergrund ist hier: Durch das konventionelle Aufsuchen und Aktivieren der Schmerzpunkte wird die Schmerzerinnerung, die im Gehirn zu diesen einzelnen Bewegungsbereichen gespeichert ist (und diese bereits aufgrund des gespeicherten Programms einschränkt), stets von neuem reaktiviert, wodurch die Negativerfahrung immer weiter verfestigt wird. Es wird also genau das Gegenteil des Gewünschten erreicht.

Zusammenfassend möchte ich als „Feldenkrais-Prinzip“ hier formulieren: Statt Schmerzen und Widerstände auszulösen und sich darauf zu fixieren, ist es besser, sich auf die Leichtigkeit und ungehinderte Freiheit der Bewegung zu konzentrieren und mit dieser so weit zu gehen, wie es jeweils möglich ist. Dazu ist bei den allermeisten ein grundlegendes Umdenken und tieferes Verstehen nötig.


Gerd-Lothar Reschke 23.6.2008 09:18 (neu)
Gerd-Lothar Reschke 16.10.2017 11:50 (kopiert von internen Seiten)