Jules Verne
GLR | 10.4.2021, Upd. 29.4., 1.5.
Französischer Schriftsteller (8. Februar 1828 - 24. März 1905)
Für mich ist Jules Verne vor allem deshalb ein Pionier und ein wegweisender Autor, weil er — nach meinem Wissen als erster — eine strikt naturwissenschaftlich-aufgeklärte Herangehensweise auf alle im Umgang mit der Welt/Umwelt entstehenden Fragestellungen anwendet. Er hat die Neugier und Wißbegierde des leidenschaftlichen Forschers. Diesen Geist überträgt er durch die spannende Gestaltung seiner Romane und Erzählungen auf den Leser.
Seine Helden sind Problemlöser: Sie betrachten eine Situation, und sei sie auch noch so verfahren, als interessante Aufgabe, ziehen all ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu Rate, und machen sich dann unverzagt daran, praktische Antworten zu finden und umzusetzen.
Der Optimismus und die zukunftsorientierte, hoffnungsvolle Zuversicht, die dieser Autor zu vermitteln suchte, erscheint heute angesichts einer zunehmend im Wahn und in ideologischer Verblendung verstrickten Kultur zunehmend als überholt und widerlegt. Denn die Masse denkt nicht aufklärerisch; sie will nicht wissen oder verstehen, sondern sucht Selbstvergessenheit in Ablenkung, Unterhaltung und bequemer, oberflächlicher Ideologie. Betrachtet man hingegen die Veränderungen, die in den 100 Jahren ca. zwischen 1850 und 1950 stattgefunden haben (genau genommen bis zu den ersten Mondflügen), so weht dort noch ein anderer Geist, ein Geist der Entdeckerfreude und des Aufbruchs zu neuen Horizonten.
Ich weiß nicht, ob Jules Verne als Vater und Urheber dieser Lebenseinstellung bezeichnet werden kann oder ob er diese Herangehensweise aus einer allgemeinen kulturellen und gesellschaftlichen Strömung aufgenommen und in die entsprechend plastischen Bilder und Visionen seiner Bücher und der dort vorkommenden Protagonisten umgesetzt hat. Jedenfalls kann man dort etwas, das heute vergessen und vernachlässigt ist, in unveränderter Vitalität und Überzeugungskraft wiederfinden und kann sich selbst davon inspirieren lassen. Das ist der unsterbliche Wert von Klarheit und Frische, von geistiger Aufgeschlossenheit und kindhafter Neugier. So dumm und borniert die Politik und die politische Propaganda auch immer sein mögen: dieser Wert wird immer bleiben und immer wieder dem zur Verfügung stehen, der ihn mit Freude zu erleben weiß.
Bisher gelesen
[Subjektive GLR-Bewertung: *...*****]
Hauptwerke
- Fünf Wochen im Ballon. 1863
- Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. 1864 ***
- Von der Erde zum Mond. 1865
- Abenteuer des Kapitän Hatteras. 1866 *****
- Die Kinder des Kapitän Grant. 1867-68 ****
- Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer. 1869-70 ****
- Reise um die Erde in 80 Tagen. 1873 ****
- Die geheimnisvolle Insel. 1874-75 ****
- Die Schule der Robinsons. 1882 *
- Zwei Jahre Ferien. 1889 ****
- Die Propellerinsel. 1895
- Der Einbruch des Meeres. 1905 ***
- Der Leuchtturm am Ende der Welt. 1906 (aus dem Nachlaß) ***
Kurzgeschichten und Erzählungen
- Die Blockadebrecher. 1865 *****
- Eine schwimmende Stadt. 1871 **
- Eine Idee des Dr. Ox. 1875
- Die Meuterer von der Bounty. 1879 ***
Noch nicht gelesen
Hauptwerke
- Reise um den Mond. 1870
- Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika. 1872
- Die Chancellor (1875), auch: Die letzte Fahrt der Chancellor, Tagebuch des Passagiers R. J. Kazallon oder: Katastrophe im Atlantik. 1875
- Das Land der Pelze. 1875
- Michel Strogoff (Kurier des Zaren). 1876
- Reise durch die Sonnenwelt. 1878
- Ein Kapitän von 15 Jahren. 1878
- Die 500 Millionen der Begum. 1879
- Der Stahlelefant; auch: Das Dampfhaus. 1880
- Die Jangada; auch 800 Meilen auf dem Amazonas. 1881
- Der grüne Strahl. 1882
- Keraban der Starrkopf. 1883
- Der Südstern oder Das Land der Diamanten. 1884
- Der Archipel in Flammen. 1884
- Mathias Sandorf. 1885
- Robur der Eroberer. 1886
- Nord gegen Süd. 1887
- Das Karpatenschloß. 1892
- Meister Antifers wunderbare Abenteuer. 1894
- Die Eissphinx. 1897
- Die Schiffbrüchigen der "Jonathan" (Die Gestrandeten). 1909 (aus dem Nachlaß)
Kommentar von GLR
Weblinks
Verfilmungen
- 20.000 Meilen unter dem Meer , USA 2054
Soviel ich mich erinnern kann, was das der erste Film, den ich jemals in meinem Leben im Kino gesehen habe. Unvergeßlich. Ich stand danach wegen der Intensität der Eindrücke regelrecht unter Schock. Sogar an das Kino und dessen Einrichtung kann ich mich heute noch genau erinnern.